Offroad Beleuchtung – Was sind die richtigen Scheinwerfer?
Bei der Auswahl der Fahrzeugbeleuchtung ist eine vernünftige Planung sehr wichtig, da ansonsten die Wahrscheinlichkeit extrem hoch ist, dass nicht das gewünschte Ergebnis erzielt wird.
Sehr häufig hören wir nämlich von Fällen, wo sich jemand irgendwelche LED Leuchten gekauft hat und diese mit viel Aufwand für Verkabelung und den Einbau der Schalter im Innenraum verbaut hat und dann – obwohl teilweise dafür auch sehr viel Geld ausgegeben wird – unzufrieden ist.
Oft werden dann andere Leuchten gekauft – meist teurere Leuchten – aber häufig wird das Problem dadurch nicht behoben.
Der Grund dafür liegt darin:
Das Problem ist gar kein „Problem“. Der Anwender hat nur nicht gewusst, dass es vollständig unterschiedliche Beleuchtungssysteme gibt, die für vollständig unterschiedliche Zwecke gedacht sind. Der eine will eine Leuchte die den Bereich direkt vor dem Fahrzeug erhellt, so dass er bei langsamer Fahrt durchs Gelände das Umfeld sehr gut sieht und nirgendwo gegen eine Wurzel oder einen dicken Stein fährt. Der andere will aber beispielsweise lieber eine Beleuchtung die ihm den Schotterweg auf 150m ausleuchtet, den er mit 80km/h befahren möchte. Das sind natürlich völlig unterschiedliche Anforderungen. Beide können erfüllt werden, aber nicht mit der selben Beleuchtung!
Was für Beleuchtungsarten gibt es denn nun also?
Grundsätzlich unterscheidet man in diese Kategorien:
– Umfeldbeleuchtung (auch: area light, scene light, diffused light)
– Fahrlicht, Nebellicht (auch: driving light, fog-light)
– Fernlicht (auch: flood light)
– Ultra-Fernlicht, Hochgeschwindigkeitsbeleuchtung (Spotlight, Hyper-Spot)
Welche Leuchte für welchen Zweck?
Umfeldbeleuchtung:
Die Umfeldbeleuchtung beleuchtet – wie der Name schon sagt – das Umfeld, direkt um das Fahrzeug herum. Die Reichweite des Lichtscheins ist dabei meist auf wenige Meter begrenzt. Der Einsatzbereich dieser Beleuchtung ist daher beispielsweise das Arbeiten in der Nähe des Fahrzeuges. Umfeldbeleuchtung wird häufig auch als Arbeitsbeleuchtung bezeichnet
Typische Anwendungsbeispiele: Rückwärtsfahren bei Nacht, Ausleuchten der direkten Umgebung um das Fahrzeug bei sehr langsamer Offroad-Fahrt im dunkeln, Reparaturen, Einsatz beim Camping oder Übernachten, Jagd und Waidwerken, Markierungslicht zur Absicherung
Einsetzbar bei Fahrgeschwindigkeiten unter 20km/h
Fahrlicht, Nebellicht:
Das normale Fahrlicht hat die Aufgabe den Bereich direkt vor dem Fahrzeug, bis auf eine Entfernung von ca. 30m-60m auszuleuchten. So ist man in der Lage Hindernisse zu erkennen die sich direkt vor dem Fahrzeug befinden. Das Nebellicht hat dabei die Besonderheit, dass es sehr weit unten angebracht ist, so dass keine Blendung durch das Anstrahlen der Wassertropfen in der Luft entsteht. Das Fahrlicht leuchtet dabei relativ breit den Bereich vor dem Fahrzeug aus, so dass auch Büsche und Bäume am Rand recht gut erkennbar sind.
Typischer Einsatzbereich: Normale Fahrt bei Geschwindigkeiten unterhalb von 60km/h
Fernlicht:
Das Fernlicht ist recht stark gebündelt und leuchtet sehr weit nach vorne, weit vor das Fahrzeug. Es hat den primären Zweck, dass man bei der Fahrt mit erhöhter Geschwindigkeit auch weiter entfernte Hindernisse schon früh erkennt und somit die Möglichkeit hat zu Bremsen oder Auszuweichen. Die Umgebung um das Fahrzeug herum wird vom Fernlicht so gut wie gar nicht erhellt, wodurch eine Offroad-Fahrt in schwierigem Gelände nur mit Fernlicht eine richtig heikle Angelegenheit werden kann.
Typischer Einsatzbereich: Fahrten mit hoher Geschwindigkeit bei denen man weit schauen können möchte
Notwendig bei höheren Geschwindigkeiten, über ca. 60km/h aber natürlich auch bei geringeren Geschwindigkeiten sinnvoll um einen guten Überblick zu haben.
Ultra-Fernlicht:
Das Ultra-Fernlicht erzeugt einen extrem gebündelten Lichtstrahl und sendet diesen weit weit vor das Fahrzeug. So ist es möglich extrem weit zu sehen und man kann auch Fahrten mit sehr hohen Geschwindigkeiten noch einigermaßen sicher gewährleisten. Ultra-Fernlichter kennt man beispielsweise von den typischen Rally-Fahrzeugen der Dakar oder ähnlichen Veranstaltungen. Mehrere sehr große Scheinwerfer die auf dem Dach des Fahrzeuges oder vor dem Kühlergrill montiert sind und ihren Lichtschein weit in die Nacht werfen. So richtig sinnvoll ist das Ultra-Fernlicht aber nur dann, wenn man auch wirklich vor hat mit sehr hoher Gesachwindigkeit unterwegs zu sein. Als einziges Licht am Fahrzeug ist das Ultra-Fernlich nahezu unbrauchbar, es blendet andere extrem und kann kaum im Straßenverkehr eingesetzt werden. Somit ist es nur eine sehr spezielle Zusatzbeleuchtung.
Licht ist nicht gleich Licht – Konfiguration eines Lichtkonzeptes
Die obigen Erklärungen zeigen deutlich: Licht ist nicht gleich Licht.
Der eine Anwender sucht eine Lampe die ihm den Bereich um das Fahrzeug herum erhellt, so dass er nach der Jagd seine Beute im Hellen aufbrechen kann oder sein Fahrzeug sicher durch einen engen Felsenparcour zirkeln kann. Der nächste sucht eine Beleuchtung mit der er bei erhöhter Geschwindigkeit einen Feldweg entlang fahren kann ohne dass er blind durch die Schlaglöcher poltert. Beides sind komplett unterschiedliche Anforderungen.
Aber was ist nun das Beste? Natürlich ist das auch wieder abhängig von der Anwendung. Generell empfehlen wir aber eine Kombination von unterschiedlichen Leuchten – sozusagen ein Lichtkonzept.
Sinnvolles Lichtkonzept
Ein sinnvolles Lichtkonzept kann beispielsweise so aussehen:
1. Gute Umfeldbeleuchtung: Umfeldbeleuchtung muss nicht zwingend so montiert werden, dass sie direkt nach vorne gerichtet ist. Der Abstrahlwinkel der Umfeldbeleuchtung ist sehr groß. Oft werden diese auch seitlich am Dachträger befestigt, so dass sie leicht schräg nach vorne leuchten, gleichzeitig aber auch den Bereich neben dem Fahrzeug erhellen. Auch am Heck macht eine oder gar zwei Umfeldleuchten Sinn, denn auch bei einer Rückwärtsfahrt möchte man ja einen guten Blick haben.
2. Fahrlicht: Das normale Fahrlicht kann optimal mit beispielsweise zwei Driving Lights (z.B. Im Frontgrill oder am Frontschutzbügel) ergänzt werden. So hat man nach vorne heraus etwas mehr Licht und kann auch bei etwas mehr Geschwindigkeit noch gut sehen. Auch manche LED Bars sind als Driving Light ausgelegt und erfüllen hier hervorragende Zwecke.
3. Fernlicht: Fernlicht lässt sich sowohl im Kühlergrill als auch auf dem Dach sehr gut anbringen. Ich selbst würde die Anbringung auf dem Dach bevorzugen, da ist die Position schön hoch und man kann auch über kleinere Hindernisse gut hinwegleuchten ohne einen extrem langen Schatten zu erzeugen. Zudem hat man bei Fernlicht auf dem Dachträger nicht das Problem, dass die gesamte Motorhaube in hellstem Licht erscheint, weil das Licht so stark gebündelt ist, dass die Motorhaube gar nicht erhellt wird (dies passiert aber bei Umfeldlicht auf dem Dachträger oft). Teilweise stört die helle Motorhaube sogar, weil das Auge sich dann an die Helligkeit gewöhnt oder Spiegelungen auftreten.
4. Ultra-Fernlicht:
Naja, das Ultra-Fernlicht ist eher so eine Sache für die Rallyfahrer unter uns, oder diejenigen die es einfach cool finden. Ich selbst fahre eher nicht mit so hohen Geschwindigkeiten bei Dunkelheit umher, dass ich es wirklich bräuchte. Aber cool aussehen tut es natürlich schon 😉
Fazit
Bei Licht ist es absolut wichtig darauf zu achten, was die Beleuchtung genau für einen Zweck erfüllen soll. Will man ein Umfeldlicht wird man mit einem Spot unglücklich sein und umgekehrt. Dabei kommt es oft nicht nur auf den Preis an, denn teilweise gibt es auch schon relativ gute Leuchten zu relativ geringen Preisen.
Doch oft hören wir Meinungen wie: Ich habe mir eine billige Amazon LED Bar bestellt und die leuchtet keine 30m weit – jetzt brauche ich eine teure Marken-LED-Bar, weil ich ja in die Ferne schauen will. Doch das muss nicht immer so zutreffen, denn wenn beide LED Bar als Umfeldlicht ausgelegt sind, wird auch die teuerste Marken-LED-Bar nicht das Ziel des Anwenders erfüllen können.
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