Reparatur erledigt – Display voller Fehlermeldungen

Reparatur erledigt – Display voller Fehlermeldungen

4. Januar 2021 Aus Von Kenny

Es klingt irgendwie seltsam, aber welcher Land Rover Fahrer kennt das folgende Problem nicht:

Ihr bringt Euren Land Rover mit einer Routine-Angelegenheit in die Werkstatt oder repariert selbst eine Kleinigkeit und anschließend leuchten mehrere Fehlermeldungen im Display auf.

Die Werkstatt behauptet, sie hätten mit den Fehlern nichts zu tun und der Fehler müsste schon vorher vorhanden gewesen sein, weil sie an den Komponenten ja gar nicht dran waren (was sehr oft auch stimmt). Dann wird überlegt und vorgeschlagen, dass man diverse Teile oder ganze Kabelbäume erneuern könnte um die Probleme zu beheben, mit dem Resultat, dass die Fehlermeldungen dadurch immer noch nicht verschwinden. So beginnt ein Teufelskreis und genau dieser Teufelskreis ist das, was unseren armen Land Rovern so einen schlechten Ruf verschafft und den Werkstätten auch leider oft viel Ärger bereitet, weshalb schon viele Werkstätten die Annahme von Land Rovern verweigern.


Aber woher kommt denn nun dieses Problem?

Vollständig allgemeingültig lässt sich dies natürlich nicht beantworten und ganz sicher wollen wir hier auch in keinster Weise Werkstätten schlecht reden, aber aus unserer Erfahrung (die wir auch mit unseren eigenen Autos gemacht haben) und aus den unzähligen Kundengeschichten und Forenbeiträgen zu diesem Thema in der Community, kommen wir zu diesem Schluss:

Land Rover Fahrzeuge – insbesondere die elektronischen sind sehr sensibel was das Thema Elektronik angeht und dies muss dem Selbstschrauber bzw. der Werkstatt bewusst sein!

Besonders sensibel reagieren die elektronischen Steuergeräte, wenn die Kommunikation zwischen verschiedenen Steuergeräten unterbrochen wird. Sobald also ein Steuergerät auf Signale von einem anderen Steuergerät wartet, diese aber nicht ordnungsgemäß ankommen, wird ein Fehler ausgegeben und je nachdem worum es sich handelt, auch eine Fahrzeugfunktion lahmgelegt.

Häufige Vertreter dieser Warnmeldungen sind dann: Motorleistung reduziert, Schaltwippen deaktiviert, Getriebefehler, nur normale Höhe verfügbar, Fahrzeug wird abgesenkt, etc.

Aber woher kommen diese Kommunikationsprobleme:
1. Batteriespannung zu niedrig
2. Start mit nicht verbundenen oder nicht korrekt verbundenen Komponenten
3. Komponenten getauscht ohne diese einzuprogrammieren bzw. anzulernen, reset, etc.


(Hinweis am Rande, auch um viele freie Werkstätten mal in Schutz zu nehmen: Die Marken VW, Audi, BMW, Mercedes, Ford haben in BRD in 2019 Neuzulassungen in Höhe von über 1,8 Millionen PKW. Land Rover hat ca. 17.000 – also über 105 mal weniger. Viele Werkstätten haben somit vielleicht alle paar Monate mal einen Land Rover zur Reparatur. Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167008/umfrage/neuzulassungen-von-pkw-nach-marken-in-deutschland/)


Zu 1: Batteriespannung

In Sachen Batteriespannung sind die elektronischen Landys richtige Prinzessinnen. Wer kennt die Probleme nicht, wenn er den Wagen mal eine ganze Woche im Winter unbewegt vor der Tür stehen hatte und dann einsteigt und die oben erwähnten Meldungen auftauchen. An eine Nutzung der Standheizungsfunktion muss man im Winter nach längerer Standzeit meist gar nicht mehr denken, die springt sofort mit dem Fehler: „Batteriespannung zu niedrig“ wieder in den Warnmodus und geht aus.

Doch warum ist das so?

In dem Moment, wenn der Anlasser versucht den Motor zu starten, zieht dieser so viel Strom, dass die Batteriespannung kurzzeitig einbricht (wer sich die Spannungsverläufe mal mit einem Oszilloskop oder IID Tool anschaut kann dies nachvollziehen). Dieser Spannungseinbruch führt – wenn er zu stark ist – dazu, dass die Kommunikation zwischen verschiedenen Steuergeräten unterbrochen wird. Ein Steuergerät ist aktiv und wartet auf Signale, das andere fährt erst zeitversetzt hoch (wegen der Unterspannung) und liefert die Signale nicht oder nicht rechtzeitig. Die Folge ist, dass eine Sicherheitsabschaltung vorgenommen wird. Der Wagen meldet einen Fehler.


Zu 2: Start mit nicht korrekt verbundenen Komponenten

Bei einem Startversuch des Wagens mit nicht korrekt verbundenen Komponenten tritt die gleiche Situation auf wie unter 1 – die Kommunikation der Steuergeräte ist unterbrochen. Dies kann beispielsweise schon passieren, wenn ein Kabel vom Scheinwerfer nicht richtig aufgesteckt ist oder wenn die Masseverbindung nicht sauber genug ist. Oft wird der Fehler dann gespeichert und verschwindet auch erst einmal nicht, auch wenn man das Fahrzeug ausschaltet und wieder erneut startet. Der Fehler kommt dann wieder, auch wenn das Problem bereits behoben ist.


Zu 3: Komponenten getauscht, ohne diese neu einzuprogrammieren, Reset, Kalibrierung, etc.

Bei einigen Komponenten ist es notwendig, dass diese in der Fahrzeugelektronik neu einprogrammiert werden. Ein sehr häufiges Beispiel was immer wieder Probleme macht ist der Kompressor vom Luftfahrwerk. Es gibt unterschiedliche Kompressoren mit unterschiedlichen Sensoren (PTC und NTC) und wenn dieser Tausch den Steuergeräten nicht mitgeteilt wird, führt das unweigerlich zu Fehlermeldungen. Aber auch beim Austausch von Bremsen, Batterie und anderen Komponenten ist es notwendig (oder mindestens ratsam) dies der Elektronik sauber mitzuteilen.

Oft haben die Werkstätten – gerade die freien oder kleinen – aber nicht die richtigen Diagnosegeräte um diese Einstellungen vornehmen zu können oder wissen es schlicht und ergreifend nicht. Dann tritt eben genau der oben beschriebene Fall ein, dass die Werkstatt in festem Glauben ist, alles richtig gemacht zu haben, der Fehler ist aber trotzdem noch da (z.B. Luftfahrwerk geht trotz Austausch des Kompressors nicht).


Wie kann man solche Probleme identifizieren und lösen?

Wir geben immer folgende Tipps, wenn aus unerklärlichen Gründen elektronische Fehlermeldungen auftauchen:

  1. Batterie laden (und zwar korrekt laden)
  2. Fehlerspeicher löschen und Komponenten korrekt anlernen
  3. Steuergeräte zurücksetzen


1. Batterie korrekt laden

Zum Thema Batterie haben wir hier schon einmal einen eigenen Beitrag verfasst:

Batterie laden



2. Fehlerspeicher löschen, Komponenten anlernen

Zum Thema Fehlerspeicher löschen existieren verschiedene gute Tools am Markt. Das aus unserer Sicht leistungsfähigste aller freien Diagnose- und Programmiergeräte ist das IID Tool von GAP. Zu diesem Tool haben wir hier viele verschiedene Berichte online, als Einstieg verlinke ich einfach mal diesen:

Fahrzeugdiagnose und Fehlerspeicher löschen



3. Steuergeräte Reset

Wer kein IID Tool zur Hand hat, kann sich mit diesem kleinen Trick behelfen: Beide Batterieklemmen von den Batteriepolen komplett entfernen. Dann beide Batteriekabel miteinander kurzschließen, so dass die Spannung in allen elektronischen Steuergeräten abfällt. Kurz warten und Batterie wieder korrekt montieren.

ACHTUNG: Es dürfen auf keinen Fall die Batteriepole miteinander kurzgeschlossen werden, also auf keinen Fall eine direkte Verbindung zwischen Batterie Pol + und Batterie Pol – herstellen!!! Nur die losen Kabelenden NACH dem Entfernen von der Batterie dürfen verbunden werden.


Unser Tipp:

Wenn elektronische Probleme auftreten, probiert erst einmal die hier erwähnten Schritte aus. Wenn die Fehler danach nicht behoben sind und wiederkehren muss eine genaue Diagnose erfolgen. Dazu ist es immer notwendig, die Fehlerspeicher des Fahrzeuges auszulesen und zu schauen was dort wirklich passiert. Die Meldungen im Display der Instrumententafel erlauben keine Fehlerdiagnose und sind lediglich ein Feedback an den Fahrer, dass etwas nicht stimmt.

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